Donnerstag, 10. Januar 2013

Weltwärtsbericht vom 12.11.2012


Seit Anfang August bin ich nun mit meinen drei Mitpraktikanten in Daressalam, Tansania. Unseren ersten Monat verbrachten wir zu sechst, gemeinsam mit unseren Vorgängern, in der Freiwilligenwohnung in Ubungo. Unsere Vorgänger halfen uns in unserer Eingewöhnungsphase, indem sie uns in den tansanischen Lebensalltag einführten. Sie stellten uns tansanischen Freunden vor, besichtigten mit uns die unterschiedlichen Stadtviertel, zeigten uns wie man Daladala fährt und an der Duka einkauft. Außerdem besuchten wir einige Rückzugsorte, an die wir entfliehen können, wenn uns der Alltag hier einmal einholt oder uns der Großstadttrubel über den Kopf wächst. 
Durch die Einführungsphase mit unseren Vorgängern war es mir möglich, nach nur kurzer Zeit das Gefühl zu erhalten, angekommen zu sein. Wir konnten immer jemanden um Rat fragen, konnten auf Wissen der anderen Zurückgreifen und wurden nicht gleich ins kalte Wasser geworfen. So wurde mir die erst sehr fremde Stadt langsam vertraut. Zunächst sprachen wir relativ wenig Kiswahili, verließen uns, überschwemmt von all den neuen Eindrücken, stark auf unsere Vorgänger und liefen vielmehr hinterher, als selbstständig etwas auf Kiswahili zu versuchen. Dennoch stellte ich nach dem gemeinsamen Monat  fest, dass ich durch das Zuhören und Zugucken schon viel gelernt und abgeguckt hatte. So sank meine Hemmschwelle, trotz fehlerhaftem Kiswahili zu sprechen, relativ schnell.
Den ersten Kontakt mit meiner neuen Arbeitsstelle hatte ich schon wenige Tage nach meiner Ankunft. Wir besuchten eine Theater- und Akrobatikaufführung des Babawatoto Centres. Dabei bekam ich das erste Mal einen Einblick in die Arbeit des Centres und traf auf die Kinder und Lehrer. Von dem Gesehenen war ich komplett begeistert und ich war voller Motivation, in die Arbeit einzusteigen. Rund drei Wochen nach meiner Ankunft ging ich dann zum ersten Mal ins Centre.
Da ich allerdings zunächst meine Residence Permit noch nicht erhalten hatte, äußerte mein Chef mehrfach Bedenken, mich ohne offizielle Arbeitserlaubnis im Centre aktiv werden zu lassen. Diese Problematik bescherte mir zunächst einen schleppenden Anlauf. Es  hieß, dass ich in den ersten drei Monaten nicht arbeiten könne und dementsprechend nur ab und zu, zu Besuch ins Centre kommen dürfe. Dennoch pendelte es sich so ein, dass ich jeden Tag zur normalen Arbeitszeit ins Centre ging und dies schließlich auch von mir erwartet wurde. Da ich zu Anfang noch nicht unterrichten durfte und Training nur selten stattfand, hatte ich häufig keinerlei Beschäftigung. Diese Zeit versuchte ich zu nutzen, indem ich die Kinder und meine Kollegen kennenlernte und mein Kiswahili verbesserte. Ich verbrachte zahlreiche Stunden damit, die mir von den Kindern gestellten Fragen zu beantworten oder mir selbst etwas über die tansanische Kultur erklären zu lassen. 
Die erste Zeit im Centre verbrachte ich daher in einer sehr passiven Rolle. Doch ich versuchte abzuwarten und mit einer optimistischen Einstellung zur Arbeit zugehen.
In den letzten Wochen bestand meine Aufgabe dann darin, Tanz, insbesondere Ballett, zu unterrichten. Sonst wird im Babawatoto Centre Akrobatik und traditioneller Tanz sowie Trommeln unterrichtet. Die neuen Elemente, die ich ins Centre bringe, sollen zukünftig in Choreografien eingebunden und dann aufgeführt werden. Anstoß des Ganzen war ein Workshop mit ausgebildeten Tänzern aus den USA, der von der amerikanischen Botschaft organisiert wurde. Modernen Tanz soll ich nun weiter im Centre unterrichten. Ansonsten nahm ich in der letzten Zeit häufig selbst am Akrobatiktraining teil oder übernahm das Aufwärmtraining. Am Wochenende sind häufig Aufführungen, zu denen ich die Kinder begleite oder an denen ich selbst teilnehme. So habe ich inzwischen meinen Platz im Centre gefunden und bin mit meinem neuen Lebensalltag vertraut.
Von Kindern wurde ich schon häufiger gebeten, Englisch oder Deutsch zu unterrichten. Diesem Wunsch werde ich versuchen, zukünftig nachzugehen. In der letzten Zeit setzte ich mich ab und zu vereinzelt mit Kindern zusammen und half ihnen dabei, englische Bücher zu verstehen. Einen regelmäßigen Englischunterricht konnte ich allerdings noch nicht einrichten. Sobald ich die Residence Permit erhalte, werde ich mich weiterhin dafür einsetzen, einen regelmäßigen Englischunterricht veranstalten zu dürfen. Viele der Kinder sind sehr motiviert, haben allerdings nicht die Möglichkeit, Englisch zu lernen, weil ihre Eltern das Schulgeld nicht aufbringen können.
Ein weiteres meiner Ziele besteht darin, einen Stundenplan aufzustellen und diesen auch einzuhalten. Seit meiner Ankunft wurden schon zahlreiche Stundenpläne aufgestellt, die jedoch nie umgesetzt wurden. Momentan befinde ich mich in einer Position, in der ich über keinerlei Entscheidungskraft verfüge und daher nur wenig verändern kann. Dies wird sich jedoch hoffentlich im Laufe meines Aufenthalts ein wenig verändern.
Demnächst steht mir ein Budget von 600.000THS (ca. 300,- Euro) zur Verfügung, mit dem ich die Anschaffung eines Wassertanks unterstützen werde. Derzeit gibt es nur eine kleine Wassertonne, die häufig nicht gefüllt ist, sodass kein Wasser im Centre zur Verfügung steht. Um diese Tonne aufzufüllen, werden Kinder des Centres mit Eimern losgeschickt, um Wasser von einer öffentlichen Stelle zu holen. Des Weiteren hab ich vor, Strandausflüge und Ausflüge ins Dogodogo Centre zu organisieren. Das Dogodogo Centre ist ein Ausbildungsinternat, in dem Jugendliche unter anderem in einer Multimedia Class traditionellen Tanz sowie Trommeln erlernen. Ein gemeinsames Training würde den Kindern ermöglichen, Einblicke in andere Trainingsweisen und damit neue Ideen zu erhalten.
Neben der Arbeit genieße ich die freie Zeit, die mir hier zur Verfügung steht. Tagtäglich lernt man neue Leute kennen oder entdeckt neue schöne Plätze, an denen man gerne seine Wochenenden verbringt. Unseren ersten Urlaub hier in Tansania haben ich und zwei meiner Mitpraktikanten bereits verbracht. Wir fuhren mit Reisebussen ins Landesinnere und besuchten die Städte Iringa, Mbeya, Tukuyu und Matema. Dabei kamen uns die unterschiedlichsten Facetten Tansanias zu Gesicht. An den Großstadttrubel, die Lautstärke, das Verkehrschaos und die lautstark rufenden Straßenverkäufer gewöhnt, wurden wir überrascht von harmonischen, ruhigen Kleinstädten, die für uns ein ganz anderes Licht auf Tansania warfen. In zwei Wochen sind abermals Ferien, sodass wir noch weitere Landesteile entdecken können. Nach drei Monaten in Tansania, bin ich nun auch endlich umgezogen. Obwohl ich wusste, dass mir noch ein Umzug bevor stand, wurde die Freiwilligenwohnung in Ubungo schnell zu meinem neuen Zuhause. Die Wohnungssuche stellte sich als gar nicht so einfach heraus. Von unserem Mentor erhielt ich anfänglich nur wenig Unterstützung und ich hatte keine Vorstellung, wie eine Wohnungsuche hier in Tansania abläuft. Nachdem der erste Umzug scheiterte, haben ich und ein weiterer Praktikant uns dann eigenständig auf die Suche mit der Hilfe von Freunden und Bekannten gemacht. Letztendlich haben wir eine tolle Wohnung im gleichen Stadtteil nahe der anderen Wohnung gefunden. Vor drei Wochen zogen wir dann in unsere neue Wohnung und sind mit der Einrichtung nun fast fertig. So habe ich es endlich geschafft, dass ich in mein endgültiges Heim für die nächsten zehn Monate gezogen bin.

Freitag, 16. November 2012

Drehtag

Vor dem Dreh





Die Männer beim Tanzen





Letztes Wochenende war ich mit einer Freundin, die in einer traditionellen Tanzgruppe bei Hochzeiten und anderen Festen auftritt, bei einem Videodreh. Die Gruppe hatte ein Lied aufgenommen und dazu wurde dann am Wochenende ein Video aufgenommen. Da ich zuvor einmal mit beim Training war und ihr Chef ganz begeistert von Ballett war, hab ich dann beim Videodreh mitgemacht. Demnächst steht ein weiterer Drehtag an und dann sollte das Video fertig werden.

Donnerstag, 15. November 2012

Von Daladalas, Bajajis und co


Wenn ich mich morgens auf den Weg zur Arbeit mache, muss ich mich durch große Menschenmassen kämpfen, um einen der beliebten Plätze im Bus zu bekommen. Sobald ein Bus an einem der vielen Standys auftaucht und der Conductor lauthals schreit, in welche Richtung er fährt, rennen die Leute los. Als Außenstehender könnte man das Spektakel als eine Art Schlacht bezeichnen. Doch wenn man nicht an dieser Schlacht teilnimmt, hat man oft keine Chance von A nach B zu kommen. Es wird gedrängelt, geschubst, gestopft, bis keiner einen Schritt mehr weiter in den Bus setzen kann und einige Leute außen an den Türen hängen. Dann geht die Fahrt los…

Ein leeres Daladala
Die wenigsten Leute hier in Daressalam besitzen ein Auto. Das Hauptverkehrsmittel ist ein Daladala, ein Kleinbus. In der ganzen Stadt sind Dalastationen, sogenannte Standys, verteilt, sodass man schnell von einem Ort zum anderen kommt. Durch die unterschiedliche Farbmarkierung und die Aufschrift außen auf den Bussen erkennt man, wohin die Dallas fahren. Außerdem wird die Endhaltestelle meist lautstark von dem Conductor gerufen. Wenn man Glück hat und sich geschickt durch die Menschenmassen vor den Dalas kämpft, bekommt man auch mal einen Sitzplatz. Dann ist es nicht ungewöhnlich, ein kleines Kind auf den Schoß gesetzt zu bekommen oder Taschen anderer Fahrgäste. Meistens muss man allerdings stehen, da sich so viele Menschen wie nur irgendwie möglich in einem Bus quetschen. Hat man weniger Glück, erwischt man ein Dala, welches viel zu klein zum Stehen ist, sodass man im Laufe der Fahrt einen ganz steifen Nacken vom Bücken bekommt.
Ein Stau auf dem Weg in die Stadt
Am Morgen strömen die Menschenmassen in die Innenstadt. Viele Menschen gehen zu Arbeit, oder erledigen Geschäfte jedweder Art.
Gegen Abend kehrt sich die Situation dann um. Die Menschenmassen bewegen sich in  Richtung Stadtrand, sodass sich abermals große Staus bilden. So kann der Weg zur Arbeit, den man bei freier Strecke in 15 Minuten hinter sich bringen kann, schon mal zwei Stunden dauern.


Zwischen all den Dalas und Autos fahren Pikipikis kreuz und quer. Pikipikis sind Motorräder, die einen für wenig Geld schnell irgendwo hinfahren. Über die Sicherheit lässt sich allerdings streiten, da sie sich häufig zwischen den stehenden Autos durchquetschen, die Fahrer keinen Helm tragen und als Schutzkleidung zum Teil nur alte Winterjacken. Mein Lieblingsverkehrsmittel ist das Bajaji. Bajajis sind dreirädrige, überdachte Motorräder, die die gleiche Funktion wie Taxis haben, nur um einiges billiger sind. Den kühlen Fahrtwind kann man ebenso genießen und da sie nicht so groß sind, kann man gut am Stau vorbei fahren.

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Urlaub


Diese Woche beginnt wieder der Alltag für uns in Ubungo. Die letzten 12 Tage war ich mit meinen Mitpraktikanten Lotta und Paula im Urlaub und wir haben viele wunderbare Orte Tansanias entdeckt.                       
Unsere Reise begann am Dienstagmorgen vor zwei Wochen. Nachdem wir uns am Abend Bustickets gekauft hatten, nahmen wir am Morgen einen Fernbus nach Iringa, unserem ersten Reiseziel. In der Hoffnung dies am frühen Abend zu erreichen, brachen wir auf. An den vielen Orten, an denen wir eine Pause einlegten, kamen zahlreiche  verkaufswütige Obst- und Getränkeverkaufer angerannt und priesen ihre Ware an den Busfenstern an. Wir fuhren durch den Mikumi Nationalpark und sahen von der Hauptstrasse aus viele Tiere wie Giraffen, Zebras, Antilopen und Elefanten und die unterschiedlichsten Landschaftszüge beeindruckten uns. Als wir weiter fuhren gab es allerdings Probleme mit unserem Bus, sodass alle Fahrgäste ausstiegen und die Fahrer versuchten den Schaden zu beheben. Nachdem dies erledigt schien, stiegen alle Leute wieder ein und die Fahrt ging weiter, doch schon nach wenigen Metern war sie wieder zu Ende. Da wir mitten in den Bergen waren und es langsam dunkel wurde, machten wir uns auf die Suche nach einer Alternative zum Bus. Mit einem Australier, der im gleichen Bus saß, schafften wir es dann gegen Abend total erschöpft nach Iringa. Zum unserem Glück bot uns unser Mitreisender einen Schlafplatz bei sich zu Hause an, den wir dankend entgegen nahmen. Unser Abend war gerettet, nachdem wir von seinen Mitbewohnern mit leckerem Essen empfangen wurden. Die Krönung des Abends war allerdings die warme Dusche, die wir nach langer Zeit mal wieder nahmen. Denn in Iringa war es, zu unserer Überraschung, deutlich kühler als in Dar, sodass die meisten Menschen dicke Jacken und Mützen trugen.
Wir besichtigten eine Stoneage Sight und liefen ein bisschen durch die Stadt, guckten uns den Markt an, stöberten in Bücherläden. Nachdem wir das friedliche Kleinstadtleben in Iringa mitbekommen hatten, wurde uns zum ersten mal bewusst, wie bunt, hektisch und laut das Leben in Dar eigentlich ist.  
Unsere Reise ging weiter mit dem Bus nach Mbeya. Dort in der Nähe  machten wir einen Ausflug zu einem Kratersee, zu dem wir mehrere Stunden durch den tiefsten Regenwald wanderten.  Wir kletterten an Baumwurzeln hoch, liefen unter umgefallenen Bäumen hindurch und passierten Bananenstauden. Als wir schließlich erschöpft auf dem Rand des Kraters saßen, bewunderten wir die wunderschöne Aussicht und machten eine Mittagspause, bis es Zeit fuer den Abstieg war.
In Tukuyu, unserem dritten und vorletzten Reiseziel, machten wir eine Tour zu einem Wasserfall, in dem wir badeten. Mit unserem Guide fuhren wir durch die Teeanbauregion und er erzählte uns ein bisschen was über die Landwirtschaft in der Region. Tee aus der Region Tukuyu wird ebenfalls nach Europa, wie zum Beispiel Großbritannien, exportiert. 
Unser letztes Reiseziel war Matema, eine kleines Fischerdorf am Lake Nyassa, nahe der malawischen Grenze. In Matema wurde zu früheren Zeiten eine deutsche Missionarsstation eingerichtet und noch heute sind Überbleibsel davon zu erkennen. Die Berliner Mission hat ein großes Krankenhaus aufgebaut sowie ein Guesthouse, in dem wir übernachteten.
Nachdem wir uns mit zahlreichen anderen Leuten in einen Coaster, einen Kleinbus, gequetscht hatten und über staubige, holprige Landstraßen gebrettert sind, kamen wir dort nach zwei Stunden, die mir in dem heißen Bus wie Ewigkeiten vorkamen, an. Das Guesthouse lag direkt am See, sodass wir jederzeit eine Abkühlung nehmen konnten. Mit Alipipi, dem Sicherheitsmann des Hotels, machten wir eine Bootstour mit einem traditionellen Einbaum zu einem nahegelegenen Töpferdorf. Da wir uns im Guesthouse Tauchermaske uns Schnorchel geliehen hatten, wurden wir zu einer Badestelle gerudert und wir gingen im See schnorcheln. Dabei sahen wir hunderte Buntbarsche, in den verschiedensten Farben, die in Deutschland als Aquarienfische gehalten werden.                         
Am Samstagabend sind wir dann nach zwei Tagen, die wir unentwegt im Bus verbracht haben, ganz erschöpft wieder in Dar angekommen. Jetzt geht es wieder an die Arbeit und die nächsten Reisepläne werden schon geschmiedet.
Nahe Iringa bei der Stoneage Sight
Schnorcheln im Nyassa See
Baden in den Wasserfällen
Im Einbaum auf dem Nyassa See
Auf der Suche nach der Stoneage Sight


Teeplantangen nahe Tukuyu





Dagaa beim Trocknen



Sonnenaufgang am Nyassa See

Ein Fischerdorf am Nyassa See



Verkäufer an den Busfenstern
Der Ausblick von den Wasserfällen
Warten auf den Bus...

Nach dem Aufstieg zum Kraterrand
Die Stoneage Sight
Unser Guesthouse in Mbeya

Samstag, 6. Oktober 2012

 Hier der Link zu der aktuellen Website des Babawatoto Centres
Schon von Weitem erkennt man das Babawatoto Centre
Ein Daladala auf den Straßen Mburahatis
Der Blick aus dem Babawatoto Centre bei Regen
Der Strand in Bagamoyo
Ausflug nach Bagamoyo
Die Akrobatikgruppe bei einer Aufführung
Bei einer Show in Bagamoyo