Seit Anfang August bin ich nun mit meinen drei Mitpraktikanten in
Daressalam, Tansania. Unseren ersten Monat verbrachten wir zu sechst, gemeinsam
mit unseren Vorgängern, in der Freiwilligenwohnung in Ubungo. Unsere Vorgänger halfen
uns in unserer Eingewöhnungsphase, indem sie uns in den tansanischen
Lebensalltag einführten. Sie stellten uns tansanischen Freunden vor,
besichtigten mit uns die unterschiedlichen Stadtviertel, zeigten uns wie man
Daladala fährt und an der Duka einkauft. Außerdem besuchten wir einige
Rückzugsorte, an die wir entfliehen können, wenn uns der Alltag hier einmal
einholt oder uns der Großstadttrubel über den Kopf wächst.
Durch die Einführungsphase
mit unseren Vorgängern war es mir möglich, nach nur kurzer Zeit das Gefühl zu
erhalten, angekommen zu sein. Wir konnten immer jemanden um Rat fragen, konnten
auf Wissen der anderen Zurückgreifen und wurden nicht gleich ins kalte Wasser
geworfen. So wurde mir die erst sehr fremde Stadt langsam vertraut. Zunächst
sprachen wir relativ wenig Kiswahili, verließen uns, überschwemmt von all den
neuen Eindrücken, stark auf unsere Vorgänger und liefen vielmehr hinterher, als
selbstständig etwas auf Kiswahili zu versuchen. Dennoch stellte ich nach dem
gemeinsamen Monat fest, dass ich durch
das Zuhören und Zugucken schon viel gelernt und abgeguckt hatte. So sank meine Hemmschwelle,
trotz fehlerhaftem Kiswahili zu sprechen, relativ schnell.
Den ersten Kontakt
mit meiner neuen Arbeitsstelle hatte ich schon wenige Tage nach meiner Ankunft.
Wir besuchten eine Theater- und Akrobatikaufführung des Babawatoto Centres. Dabei
bekam ich das erste Mal einen Einblick in die Arbeit des Centres und traf auf
die Kinder und Lehrer. Von dem Gesehenen war ich komplett begeistert und ich
war voller Motivation, in die Arbeit einzusteigen. Rund drei Wochen nach meiner
Ankunft ging ich dann zum ersten Mal ins Centre.
Da
ich allerdings zunächst meine Residence Permit noch nicht erhalten hatte,
äußerte mein Chef mehrfach Bedenken, mich ohne offizielle Arbeitserlaubnis im
Centre aktiv werden zu lassen. Diese Problematik bescherte mir zunächst einen
schleppenden Anlauf. Es hieß, dass ich
in den ersten drei Monaten nicht arbeiten könne und dementsprechend nur ab und
zu, zu Besuch ins Centre kommen dürfe. Dennoch pendelte es sich so ein, dass
ich jeden Tag zur normalen Arbeitszeit ins Centre ging und dies schließlich auch
von mir erwartet wurde. Da ich zu Anfang noch nicht unterrichten durfte und Training
nur selten stattfand, hatte ich häufig keinerlei Beschäftigung. Diese Zeit
versuchte ich zu nutzen, indem ich die Kinder und meine Kollegen kennenlernte und
mein Kiswahili verbesserte. Ich verbrachte zahlreiche Stunden damit, die mir von
den Kindern gestellten Fragen zu beantworten oder mir selbst etwas über die
tansanische Kultur erklären zu lassen.
Die erste Zeit im Centre
verbrachte ich daher in einer sehr passiven Rolle. Doch ich versuchte abzuwarten
und mit einer optimistischen Einstellung zur Arbeit zugehen.
In
den letzten Wochen bestand meine Aufgabe dann darin, Tanz, insbesondere Ballett,
zu unterrichten. Sonst wird im Babawatoto Centre Akrobatik und traditioneller
Tanz sowie Trommeln unterrichtet. Die neuen Elemente, die ich ins Centre
bringe, sollen zukünftig in Choreografien eingebunden und dann aufgeführt
werden. Anstoß des Ganzen war ein Workshop mit ausgebildeten Tänzern aus den
USA, der von der amerikanischen Botschaft organisiert wurde. Modernen Tanz soll
ich nun weiter im Centre unterrichten. Ansonsten nahm ich in der letzten Zeit
häufig selbst am Akrobatiktraining teil oder übernahm das Aufwärmtraining. Am
Wochenende sind häufig Aufführungen, zu denen ich die Kinder begleite oder an
denen ich selbst teilnehme. So habe ich inzwischen meinen Platz im Centre
gefunden und bin mit meinem neuen Lebensalltag vertraut.
Von Kindern wurde ich schon häufiger gebeten, Englisch
oder Deutsch zu unterrichten. Diesem Wunsch werde ich versuchen, zukünftig
nachzugehen. In der letzten Zeit setzte ich mich ab und zu vereinzelt mit
Kindern zusammen und half ihnen dabei, englische Bücher zu verstehen. Einen regelmäßigen
Englischunterricht konnte ich allerdings noch nicht einrichten. Sobald ich die Residence
Permit erhalte, werde ich mich weiterhin dafür einsetzen, einen regelmäßigen
Englischunterricht veranstalten zu dürfen. Viele der Kinder sind sehr
motiviert, haben allerdings nicht die Möglichkeit, Englisch zu lernen, weil
ihre Eltern das Schulgeld nicht aufbringen können.
Ein
weiteres meiner Ziele besteht darin, einen Stundenplan aufzustellen und diesen auch
einzuhalten. Seit meiner Ankunft wurden schon zahlreiche Stundenpläne
aufgestellt, die jedoch nie umgesetzt wurden. Momentan befinde ich mich in
einer Position, in der ich über keinerlei Entscheidungskraft verfüge und daher
nur wenig verändern kann. Dies wird sich jedoch hoffentlich im Laufe meines
Aufenthalts ein wenig verändern.
Demnächst steht mir ein
Budget von 600.000THS (ca. 300,- Euro) zur Verfügung, mit dem ich die
Anschaffung eines Wassertanks unterstützen werde. Derzeit gibt es nur eine kleine
Wassertonne, die häufig nicht gefüllt ist, sodass kein Wasser im Centre zur Verfügung
steht. Um diese Tonne aufzufüllen, werden Kinder des Centres mit Eimern
losgeschickt, um Wasser von einer öffentlichen Stelle zu holen. Des Weiteren
hab ich vor, Strandausflüge und Ausflüge ins Dogodogo Centre zu organisieren.
Das Dogodogo Centre ist ein Ausbildungsinternat, in dem Jugendliche unter
anderem in einer Multimedia Class traditionellen Tanz sowie Trommeln erlernen. Ein
gemeinsames Training würde den Kindern ermöglichen, Einblicke in andere
Trainingsweisen und damit neue Ideen zu erhalten.
Neben der Arbeit
genieße ich die freie Zeit, die mir hier zur Verfügung steht. Tagtäglich lernt
man neue Leute kennen oder entdeckt neue schöne Plätze, an denen man gerne
seine Wochenenden verbringt. Unseren ersten Urlaub hier in Tansania haben ich
und zwei meiner Mitpraktikanten bereits verbracht. Wir fuhren mit Reisebussen
ins Landesinnere und besuchten die Städte Iringa, Mbeya, Tukuyu und Matema.
Dabei kamen uns die unterschiedlichsten Facetten Tansanias zu Gesicht. An den
Großstadttrubel, die Lautstärke, das Verkehrschaos und die lautstark rufenden
Straßenverkäufer gewöhnt, wurden wir überrascht von harmonischen, ruhigen
Kleinstädten, die für uns ein ganz anderes Licht auf Tansania warfen. In zwei
Wochen sind abermals Ferien, sodass wir noch weitere Landesteile entdecken können.
Nach drei Monaten in Tansania, bin ich nun auch endlich umgezogen. Obwohl ich
wusste, dass mir noch ein Umzug bevor stand, wurde die Freiwilligenwohnung in
Ubungo schnell zu meinem neuen Zuhause. Die Wohnungssuche stellte sich als gar
nicht so einfach heraus. Von unserem Mentor erhielt ich anfänglich nur wenig
Unterstützung und ich hatte keine Vorstellung, wie eine Wohnungsuche hier in
Tansania abläuft. Nachdem der erste Umzug scheiterte, haben ich und ein weiterer
Praktikant uns dann eigenständig auf die Suche mit der Hilfe von Freunden und
Bekannten gemacht. Letztendlich haben wir eine tolle Wohnung im gleichen
Stadtteil nahe der anderen Wohnung gefunden. Vor drei Wochen zogen wir dann in
unsere neue Wohnung und sind mit der Einrichtung nun fast fertig. So habe ich es
endlich geschafft, dass ich in mein endgültiges Heim für die nächsten zehn
Monate gezogen bin.